Königsberger Redensarten von Robert Johannes

 

Jedes Land hat sein Manierchen,
G’rade wie die lieben Tierchen,
Bei uns red’t man ohne Faxen
Wie der Schnabel uns gewacbsen.
Hört nun wie der Volksmund spricht,
Aber ärgert Euch man nicht,
Denn so red’t Ihr alle!

Königsberg ist meist sehr dreckig,
Und die Straßen molsch und eckig,
Und bei Regen hört man zetern:
Heut‘ kann man sich recht beklätern.
Kremple d’rum die Bicksen auf,
Stülp ,e alten Wurmtopp d’rauf,
Nimm den Flochtenmantel.

Jungens geh’n oft barfuß schorren,
Manche tragen dabei Schlorren,
Viele geh’n sich öfters baden,
Mancher schläft bei zune Laden.
Manche dehren nich aufs Eis,
Bowkes angeln, wie man weiß,
Fahren dabei Kahnche.

Pracher fordern oft e Dittchen,
Stromer kommen gleich ins Kittchen,
Kuppelweiber viel plachandern,
Eine gielt stets nach die andern,
Hucken auffem Kohlentopp,
Hauen sich Kruschkes annen Kopp,
Daß se fohrz beschwiemen.

Is e mal recht scheenes Wetter,
Kenigsgarten groß Geschetter.
Auf der Lucht is viel Gerümpel,
In der Stadt der Kuthningdümpel.
„Ja!“ – schreit der, – „erbarm’n Se sich,
Nach Schocklad‘ riecht’s fürchterlich –
Einem wird ganz wabblig!“

Alte Spießer stehn und blubbern,
Tulpche Grog, das muß man schlubbern,
Kaufmichs gibt’s und Ladenschwengels,
Dojahns, Bonnkes und auch Bengels.
Mancher äschert sich sehr ab,
Mancher quiemt so bis im Grab,
Is und bleibt e Hehmske.

So’n Schulmeister hat e Penter,
Auffes Land haut der Prezenter,
De Kanonenschüsse bullern,
Und die Kegelkugeln kullern.
Feuerwehr kömmt angeaast,
Mit das Wasser wird gequaast,
Weilerweis is’s dreckig.

Schaschkes gibt’s und Attalristen,
Pickenier und Hobegisten,
In Sprechan, da gehn se tanzen,
Denn dort sind de feinste Flanzen,
Jeder lootst sich da ganz schnell
So ’ne drugglige Margell,
Amesiert sich aasig.

Mancher glupt in einem während,
Viel Gepranzel is sehr störend,
Gute Tuntel braucht viel Schniefke,
Wer recht gnietsch is, is e Gniefke
, Wer spachheistrig, is e Spocht,
Wer viel schnapst, wird eingelocht
Mit dem Nasenquetscher.

Saure Grütz mit Wickelfüße,
Bruken, Beetenbartsch, recht süße,
Graue Erbsen mit Kammbraten,
Pilzkes, schön in Schmand gebraten,
Rollmops und e Schalche Fleck,
Dort am Reichert seine Eck,
Darauf sind wir gieprig.

Abends knasterts oft im Bette,
Plurksch, statt Kaffee, bringt de Jette,
Uklei, Plätz‘ und andre Fischke
Steckt der Bauer inne Lischke.
Pracherweib hat stets e Kreppsch,
Stubenmädchen sind oft preppsch,
Oft auch karsch un kiewig.

Mancher raucht e netten Strempel,
Der verkauft dem ganzen Krempel,
Mancher Fiehsnas‘ muß stets gnorren,
Und son‘ Schluhsohr läßt sich porren.
Wer im Stiem, der torkelt auch,
Macht Schkandal, wie es hier Brauch,
Kömmt zu Haus beschworken.

An dem Stammtisch wird geknurbelt,
Und viel Talg dabei geburbelt.
Mancher ojahnt schon um neune,
Aal mit Keilchen schmeckt sehr feine.
Jenem sind de Klischen mieß,
Der wäscht sich de durch’ne Füß,
Doch se bleiben maukig.

Mancher hat e schlechten Fradem,
Bei de Tauf, da gibt es Fladem;
Wenn es gladeist, is es eklich,
Mancher is beim Fraß sehr mäklich.
„Duche“, sagt de Frau – „adche!
Laß ze Haus des Portmonnee,
Nimm man hier fünf Dittchen!“

Quelle: „Deklamatorium“ -Erster Band-.
herausgegeben von Robert Johannes,
Ostpreußischer Dialektrezitator