Max und Moritz von Robert Johannes

 

Max und Moritz, zwei riesig schlaue Jungen,
Die sprachen, wenn Langweil‘ sie plagt
Von ihren Seelenwanderungen.
Der Max, der war sehr ideal,
Dagegen Moritz war robuster,
Denn Maxens Vater war ein Arzt
Und Moritz seiner war ein Schuster.
Max sprach mit schwärmerischem Blick:
„Wenn meine Seel‘ entflieht der Erde,
Denn bitte ich den lieben Gott,
Daß ich ein Butterbliemche werde.
Dann steh ich denn auf griener Au,
Vom saft’gen Rasen grien umrändert,
Das Sonnche scheint – und ich hab mich
Zu meinem Vorteil sehr verändert.“
Drauf sagt der Moritz: „Wirst Du e Blum,
Denn habe ich nur einen Wunsch auf Erden,
Ich möchte dann verteifelt gern,
’ne braungefleckte Milchkuh werden.
Da kann ich denn dem ganzen Tag
Auf griener Au herum so laufen,
Und wenn ich mied‘ bin, leg‘ ich mir,
Um mir e bißchen zu verschnaufen.
Denn seh ich Dich so vor mir stehn
Als Butterbliemche in reinster Bliete,
Und weil ich etwas hungrig bin,
Zieh ich mich Dir gleich zu Gemiete.
Du wanderst dann durch mein Gedärm,
Bis Du erscheinst am andern Ende.
Ich laß Dich fallen, worauf ich dann
Mich mit dem Kopfe zu Dir wende:
Da liegst Du nu auf griener Au‘,
Vom saft’gen Rasen grien umrändert,
Und ich sag‘ wehmutsvoll zu Dir,
Mensch, Max, wie hast Du Dir verändert.“

Quelle: „Klops und Glumse“,
Verlag Gerhard Rautenberg, 1983