Herbststimmungsbilder von Robert Johannes
Die Schwalben sind in große Scharen
Nach Süden schon dahin gefahren;
Denn hier im Osten, Westen, Norden
Herrjehs, wie is es kalt geworden.
Hier nämlich können sie nichts kriegen,
verklamt und tot sind längst die Fliegen.
Der Storch hat auch Reißaus genommen,
er kann mehr keinen Pogg bekommen;
Sind alle weg mit Stiel und Stumpf,
der Pogg verkroch sich schon im Sumpf.
Der Sperling, dieser schlaue Schlunz,
der wandert nich, der bleibt bei uns.
Der macht sich für dem nächsten Morgen
Auch nich die ilderkleinste Sorgen;
Der frißt, was auf der Straße liegt,
und is dabei stets pieps vergnügt.
Der hat ja seine Wegezehrung,
das Pferd sorgt fleißig für Ernährung.
Wir Menschen, was soll’n wir bloß machen? –
Wir müssen oft uns abmarachen.
Wir könn’n nich fliegen wie die Schwalben
Nach Süden und so allenthalben;
Nich wie die Poggen uns verkraufen,
Woll’n wir nich in dem Sumpf versaufen.
Mein Herz is schwer, mein Aug‘ wird feichter –
Ach Gott, so’n Vogel hat’s doch leichter.
Ja, wär der Grock noch nich erfunden,
wir hätten doch viel trübe Stunden!
Quelle: „Deklamatorium“ -Fünfter Band-.
herausgegeben von Robert Johannes,
Ostpreußischer Dialektrezitator