Auf der Post von Robert Johannes

 

’ne alte Landfrau steht am Schalter
und zählt aufs Brett fünf Taler bar;
wenn ich nicht irre, war ihr Alter
so etwa achtundfünfzig Jahr.

„Herr Sickelthär! Hier sönn fief Dahler,
dö kröggt mien August in Barlin;
öck bödd En, schriewe S‘ doch dem Bengel,
öck größ emm ook, Luschnats Karlin!“

„Das geht mich gar nichts an, verstehen Sie?
Und dazu hab‘ ich keine Zeit!
Zum Schreiben dort zum Pulte gch’n Sie,
Papier, Tint‘, Feder liegt bereit!“

„Öck kann nich schriewe, schriewe Sei doch,
dat öck dem Jung fief Dahler schöck!“
„Vom Schalter fort!“ – „Na bliebe Sei doch
man ruhig, dohne S‘ nich so verröckt!“

„Lassen Sie sich das von andern machen!“
Sie sieht ihn an, etwas verwirrt,
und kommt zu mir; zwar muß ich lachen,
doch schreib‘ ich, was sie mir diktiert.

Sie drückt zum Zeichen ihres Dankes
fünf Pfennige mir in die Hand:
„Dä hädd dä Keerl ook gekräge,
nu kröggt hei nuscht fer siene Schand!

Ja, weer öck noch e junget Mäke,
denn hadd hei nich so opgebruscht –
fer junge Mergelles dohne s‘ alles,
fer ohle Wiewer odder nuscht!“

Quelle: „Lorbasse und andere Leutchen“,
Verlag Gerhard Rautenberg, 1995