Pech von Ernst Gardey

Heert an e tragische Geschicht:
Herr Theobald im Schlafens spricht,
indeß aus Bett von nebenan
die teire Gattin ihrem Mann
sehr willich neigt das kleine Ohr.
Da kam ihr manches komisch vor!
Er sprach im Schlaf in seinem Bart
sehr oft dem Namen „Hildegard“!
Da rittelt außem Schlaf bei Nacht
ihm seine Gattin wenich sacht:
„Wer is die Hildegard, sag an,
du falscher Fuffzger vonnem Mann?“
Uns Theobald in Ängsten schwebt,
die Zung ihm forts am Gaumen klebt,
doch denn, denn schießt ihm forts wien Blitz
schon was durch dem Gedankensitz:
„Die Hildegard? Wer soll das sein?
E Ferd is das vom Rennverein,
auf wons ich gestern hab getippt!
Als „ferner liefen“ wurds gemeldt,
hat mich gekost e Stange Geld!“
Mit das war alles wieder gut.
Doch schnell das Unglick reiten tut!
Viel schneller als das Unglicksferd,
wo auf dem Namen Hilde heert!
Frieh morgens ging das Telefon:
„Ja, ja doch, ja, ich komm ja schon!“
so ruft im Halbschlaf noch die Gattin.
Denn ging das Ferngespräch vonstatten.
Noch aalt sich Theo in den Betten
in seines Schlafes Rosenketten,
bis denn die Worte „Tragik“ schufen:
„Du, Mann, dein Ferd hat angerufen!“

Quelle: „Lorbasse und andere Leutchen“,
herausgegeben 1995 vom Verlag Gerhard Rautenberg, Leer