Man einmal von Ernst Gardey
Aus „Ballgespräche“
Ich bin nich die Jingste nu mehr nich, nei, nei,
was man so nennt Friehling, das is all vorbei;
doch bin ich noch längst nich e grauliche Schicher.
Na, unsereins is vor Kerls doch nich sicher,
bevor se nich hoch inne achtiger Jahr
von wegen „Ich lieb Dir!“ und Hochzeitsaltar!
Ich lacht mit rein pucklich, käm einer vleicht mal
bei mich noch mal bei, kniet womeeglich sich dal
und singt mich e Liedche von Liebe und Schmerz.
E Liedche von wegen von „Dein is mein Herz!“
Ich würd dem gleich kriegen am Scheeske, na was,
würd fragen nich viel, wieviel hast aufe Kass,
was bist, was kannst werden, von wo kommst gegangen,
i wo doch, ich würd nach dem Dammelskopp langen,
dass ihm sich nich grabscht noch amend e Rivalin,
wo manchsmal sind wild drauf wie Kannibalen.
De Männer muß einer sich kriegen beim Wickel,
sonst socken se los wie e wildes Karnickel!
Und denn kannst nuscht machen, denn kuckst inne Röhr,
denn frächst: „Kommt noch einer? Wennöhr denn, wennöhr?“
Nei, nei, einer muß ohne Zeegern und Bangen,
kommt mal einer bei, auch fortsgleich nach ihm langen,
denn sonst könnt amend es ja doch noch passiern,
was viele Marjellchens so sehr tut scheniern,
dass bloß dir an Mopschens und Katerchens labend
als Jumfer verbringst deinem einsamen Abend,
anstatt lieberst Babies im Schlaf einzuschuschen
und ihnen de rotbacksche Backchens zu puschen!
Nei, nei, das wär schon kein richtger Verein,
sein Lebtach man bloß alte Jumfer zu sein!
Das wär sozusagen nich nach meine Nas!
Solch kleine Rabaukchens, die machen doch Spaß!
Wenn einer ihn pudert und wickelt und so,
und gibt ihn e Butschche, ganz gleich wie und wo,
von wegne Versorgung se wollen mal mucken.
Na, heern Se, solch Gnoschens, solch graschlige Krucken,
die sind doch fier unsereins auffem Planet
das erste, wo auf unserm Wunschzettel steht!
Na, denken Se nei? Aber ja, liebe Schwestern!
Und schließlich und endlich sind wir nich von gestern,
wir wissen doch schon, was wir wollen, na nich?
Und weiß eine nich, na, denn frag se mal mich!
E kleinnutschges Babieche, nei, macht das Freid,
das wird doch von alle gebutscht und puhscheit!
Man einmal möcht noch so e Graschel ich sein,
mit wones sich alle Verwandte befrein,
wo alle mits Wagche vor lauter Entzicken,
nachdem se ihm priefen mit musternden Blicken,
tachtäglich ins Griene fahrn wegne Entliftung,
und auch noch von wegen Bazillenvergiftung.
Wo täglich se wickeln in reinliche Tiecher
von wegen dem sonst nich apptitlichen Riecher,
und schabbern, als wären se selbst noch so klein:
„Na, wo is den die Mausi?“ Na, wo soll se denn sein!
Na ins Korbche, das sieht doch allschonst fast e Blinder!
Was fragen denn bloß se egal wie de Kinder:
„Na, wo hattu denn? Hattu du dein Schnullerche nich?“
Kann sein, das is meeglich, was weiß denn nu ich!
Denn krempeln das Korbche mit Zudeck und Bett
wie dammlich se um doch von A forts bis Z!
Und ham se dem Schnuller, na denn sind se froh
und butschen das Babieche auffem Popo!
Denn frein ieberm Schnuller se mehr sich wie’s Kind!
Acholle, wie drollich solch Tantchens doch sind!
Ich hab mir denn immer ins Faustche gelacht,
vor lauter Gequidder meist feicht mir gemacht.
Doch das macht ihn Spaß, tut ihn wenich scheniern.
Se tun ieber einem sich bloß verlustriern.
Und weil dem so is, möchte mein Lebtach ich sein
nuscht weiter nich als als so e Babieche klein,
mit wons sich befrunscheln die Onkels und Tanten,
und wons denn von alle Ecken und Kanten
man bloß se puhscheien tachaus und tachein –
doch kann unsereins das noch mal ja nich sein!
Das geht nich, nei, nei, de Natur das nich liebt,
weil alles im Leben man einmal bloß gibt!
Man einmal geboren, man einmal gelebt,
man einmal is alles, bis einer dich gräbt
e Kaulche wer weiß wo und legt dich in das,
das is denn das Letzte, zeend is der Spaß!
Man einmal is alles, man einmaliglich:
man einmal de Liebe, man einmal bin ich!