Das Schwadronspferd von Ernst Gardey
Aus „Ballgespräche“
Er war nich grad der Jingste mehr,
entlassen all vom Milletär,
war ieber zwanzich Jahr all alt,
der Vollblutrappe „Archibald!“
In die Schwadron war er in Form,
was er geleist, war ganz enorm,
war e Soldatenpferd von Klasse,
war rein Trakehner Vollblutrasse!
Nu mieht der Archibald sich ab
im Schritt und so im Schaukeltrab
vor einem Wagen, wo tachein,
tachaus mit Milch fährt querfeldein.
De Pitsch, die schwingt der Bauerssohn:
der miede Rappe kennt das schon,
er trabt leicht an, zieht seine Bahn,
is willich trei und untertan.
Vorieber geht es an ein Feld,
auf wons zur Iebung aufgestellt
e Regiment der Reiterei.
Der Rappe wiehert, zieht vorbei.
Da teent mit eins denn ein Signal,
ruft zur Attacke allzemal.
Der Rapp, der stutzt e Augenblick;
doch denn hält nuscht ihm nich zerick:
er galoppiert nebst Milch und Wagen,
wie einst in scheenen, jungen Tagen,
geradewechs auf die Schwadron.
Verliert dem junge Bauerssohn,
verliert de Milch, verliert dem Wagen –
an einem Baum liegt der zerschlagen –
und wiehernd jagt er los zu Tal,
folgt dem bekannten Hornsignal!
Er reiht in die Schwadron sich ein,
er will, er muß dabei auch sein,
wo die Attacke wird geritten!
Und hoch dem Kopp geht er inmitten
der Kameraden einstger Zeit,
kennt nuscht von Altersmiedichkeit,
er is in seinem Element,
er is bei seinem Regiment!
Erst als erteent „Das Ganze halt!“
steht auch der alte Archibald,
steht schaumbedeckt und wiehert wild:
’ne alte Sehnsucht war gestillt!