Warom Polte nich friee well von Gustav Sieg
„Na Polte, min Sähnke, komm huck di mal dal!“
„Glik, Mutter lewet! Nu räde se mal!“
„Du sithst. eck si olt un sehr schwach ope Beene,
Mi föllt et to schwar nah de Werthschaft to sehne.
Du best nu all dreißig un füf noch daräwer.
Seg, wellst du partu gar nich friee, min Lewer?
Von dine Kamrade hefft jeder sin Fru.
Wie schlape de warm, un wi hubre motst du.
Nu kömmt bol de Winter, du fröscht di noch stief,
Drom rad eck di, nemm di doch recht bol en Wiew.“
„Ja, Mutter, eck glow enn, se hebb emmer Recht.
Eck hebb mi dat manchmal uck sölwst all gesegt.“
„Na hefft du di denn uck ne Brut all besehn?
So ene met einige Dusend eck meen.
Da es ja de Hanne, de Miene, de Friede!“
„Nä Mutter, de Mäkes, de kann eck nich liede,
De send mi to stolz un de lache mi ut.“
„Ach wat doch! Heb ene du erscht man tur Brut,
So wart se uck keinmal mehr di utlache.
Dat send ja ganz enfache, leichte Sache,
Seh, eck und din Vader, wi friede ja uck!“
„Ach, Mutter, dat es ja, warom eck noch muck.
Ju send sick nich fremd mehr, ju kenne sick schon,
Un eck soll nu friee e ganz fremde Perschon!“
Aus: „Humoristische plattdeutsche Charakterzüge aus Lithauen“
von Gustav Sieg