Din Schnoppdok kenn eck! von Gustav Sieg
Vörm Rechter steit ol Nante Boll,
En Kerl, de alle Klasse voll,
För allerlei schon had studert
Un blos noch’t Hänge nich probert.
Drom ded de Rechter em god kenne
Un ded em „du“ un „Nante“ nenne,
Wie’t mank Bekannte plägt to senn,
De ön en Hus gahn ut un ön.
„Na Nante“, segt de Rechter, „heit‘
Erwarte ich Geständigkeit.
Ich will die Zeugen gar nicht fragen
Und hoffe, du wirst’s frei raussagen.
Daß mit der Faust du in’s Gesicht
Dem Herrn da schlugst, Na stimmt das nicht?“
„Nä Herr, so wahr eck Nante Boll!
De Sach‘ wör lange nich so doll.
Blos met em Schnoppdok, dat’s wahrhaftig!
Schlog eck em önt Gesecht bät saftig.“
Sehr froh darop de Rechter segt:
„Daß du hübsch eingestehst ist recht!“
Doch Nante röpt: „Nuscht stah eck ön,
Met’t Schnoppdok schlog ‚k em ent blos ren.“
„Was! Willst du hier noch lange streiten?
Ich weiß, was Schnupftuch soll bedeuten!“
De Rechter wurd nu beske gnütsch
Un fung to rede plattet Dütsch:
„Eck kenn di“. säd he, „lange schon,
Du heffst kein Schnoppdok, ol Patron!
Deist met de Hand de Näs‘ di wesche,
Red mi man nich von fule Fösche!
Ech kenn din Schnoppdok; dat’s dine Fust!
Drom kreg de Herr uck gliek e Knust. –
Herr Amts-Anwalt! Ist das nicht klar?“
De Amts-Amwalt segt: „Stimmt auf’s Haar!
Weil’s Rückfall ist, so wird’s ihm nützen,
dass er zwei Tage kriegt zu schwitzen!“
Aus: „Humoristische plattdeutsche Charakterzüge aus Lithauen“
von Gustav Sieg