Die Dürre von Johannes Trojan
O weh, wie dörrte allgemach
Das Land der Sonnenschein!
Die Ströme werden träg‘ und flach,
Die Bäche trocknen ein.
Verdürstend schmachten Baum und Strauch,
Die Blümlein welken hin.
Wie freu‘ ich mich, daß ich nicht auch
Ein Wassertrinker bin.
Das Mühlrad, das so lustig ging,
Blieb längst verdrossen stehn;
Den Fischen scheint’s ein böses Ding,
Als wär’s um sie geschehn.
Das Wild im Forste ächzt und stöhnt,
Kein Bächlein trifft es an;
Hätt‘ ich an Wasser mich gewöhnt,
Wie übel wär‘ ich dran!
Es lechzen auf versengter Au
Nach Labung Halm und Blatt.
Wie gierig trinken sie den Tau
Und werden doch nicht satt.
Die Sonne kommt, die schnell verzehrt,
was auf den Blättern glänzt;
Mir wird, wenn ich ein Glas geleert,
Ein neues schnell kredenzt.
O Zeus, ich bin des Mitleids voll,
Es dünkt mich doch nicht recht,
Daß alles ringsum dürsten soll,
Indessen einer zecht.
Gieß Regen aus vom Himmelszelt
Auf Anger, Flur und Hain!
Ich sitz‘, solang‘ er niederfällt,
Im Trocknen bei dem Wein.
Aus: „Scherzgedichte“, J.G.Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger Stuttgart und Berlin 1924