Mein Jettchen von Robert Johannes

 

Seit die Jette ich begegent,
is mich alles ganz eingal,
und wenn’s Schornsteinfeger regent,
sie bleibt doch mein Ideahl.
Wo ich steh und wo ich sitze,
überall denk ich an ihr –
ob bei Kälte, ob bei Hitze,
immer steht se neben mir!

Wie ich ihr zuerst gesehen –
draußen vor das Kenigstor -,
ging vom Kopf bis zu den Zehen
in mir so e Kribbeln vor.
Mitten durch die Menschenmassen
drängeld ich ihr immer nach –
„Gott! Wer hat dem rausgelassen!?“
Schrie se laut. Mir wurd ganz schwach!

Ich zog de Mitz; ich mißd doch grießen,
und ich fragd: „Wo gehn Se hin?“
Da wurd se rot von Kopf bis Fießen,
se fragt mich, ob ich dammlich bin.
Un denn kißd ich kiehn, verwegen
ihr auf ihre Lippen schnell –
und se hädd gar nichts dagegen –
es war e reizende Mergell!

Und wir gingen wie bedammelt,
Hand in Hand – wir duzden uns.
Der Mozartzopp war losgebammelt,
un de Jungens uzden uns.
Ich tat mit die Augen plinken,
sie sah immer von mir weg;
„Jettche!“ sagd ich, „willst was trinken?“
„Nei!“ meint se, „e Schalche Fleck!“

Un wir nu ziddraht im Keller –
un se aß und trank fer vier;
se beleckd auch noch de Teller,
un ich hätt – kein Geld bei mir.
Wie es endlich kam zum Zahlen,
lachd se los und lief hinaus,
un der Wirt, was soll ich prahlen,
haud mir durch un schmiß mir raus

Quelle: „Deklamatorium“ -Dritter Band-.
herausgegeben von Robert Johannes,
Ostpreußischer Dialektrezitator