Vom kloke Ludewig! von Gustav Sieg
En Kloker bild sick niemals ön,
de Klökster op de Welt to sen,
uck de Dommster gew’t nich to,
Dat sin Verstand es ganz von Stroh.
He glowt gewöhnlich noch väl ehr
Dat he de Klokheit sölwer wör.
Von letzte Sort es offenbar
Min Onkel Ludwig, ganz und gar.
Dat dommste Tüg, dat gäwe kann,
Glowt he, un nemm’t för Wahrheit an.
Doch dat blos kort es sin Verstand,
Dat glowt he nie, nich ön de Hand!
Unt schient, als hefft he darön Recht,
Denn sine Dommheit es nich echt.
He trefft oftmals noch Domm’re an,
Un dann ös he de kloke Mann,
De alles kann un alles weet,
En alle Sache weet Besched.
So stund en Sündags he am Tun
Met sinem Fründ, den Mechel Huhn.
Se schempde op de Tiede sehr
Un op ons Ostpreuße noch mehr.
„Ons Ostpreuße“, säd Ludwig, „es
De schlechste Gegend, dat’s geweß!
Hier wakst kein Zigarr, wakst kein Wien,
Kein Zocker, Ries un kein Rosien;
Uck Dook un Bucksjäng wakst hier nich.
Hier es et wörklich jämmerlich.
Öm Samer es et oft to heet
Un Wintersch frört’t an Händ un Föt.
Arbeide motst – es dat erhört! –
Von fröh bet späd, so wie en Perd.“
De Mechel säd: „Du heffst ganz recht,
Ons geit et hier wahrhaftig schlecht!
Doch wat’s to dohne denn darbi?“
Ohm Lude lacht: „Meenst, dat eck mi
Hier rommer quäl min Läwe lang?
Dat kemmt bol andersch! Heb nich Bang!
Eck teh öm Harfst önt warme Land,
Wo Wien wakst, durt am Rheinestrand.
Un wenn eck durt sie, schriew eck di
Eck schriew di, glow et secher mi!
Un eck besorg di uck ne Städ.
Weetst, dat för di eck stets öntred.
Op mi kannst di verlate! Weetst!
Schlecht wört geweß, wenn du’t nich dedst.
Wenn eck di schriew, so kömmst du hen,
Un wenn wi durt send, weets du, denn
Fang wi en mal to läwe an,
Un supe Wien glik ute Kann!“
De Mechel sönnt, blewt muskestell,
Als wenn he äwerlegge well.
„Du kömmst önt warme Land mi nah?
Na nich? Min Fründ, na seg doch ja!“
Fragt Lude. Doch de Mechel segt:
„Nä – eck heb’t mi doch äwerlegt,
Eck teh önt Rheinland nömmermehr
Wenn eck mal teh, so te eck ehr
Ön dat warm Land, wo Jahr för Jahr
Öm Harfst henflicht de Adebar.“
Da lacht em Ludwig ut un segt:
„Du kennst doch de Jafrie sehr schlecht.
De Adebar – du meenst den Storch –
Deit ope Önsel wahne , horch!
Nemm doch tosamme mal din’n Kopp!
Wie kömmst du op de Önsel rop?!“
Aus: „Humoristische plattdeutsche Charakterzüge aus Lithauen“
von Gustav Sieg