Mädchen vom Land von Emmy Wyda
Was graust mich doch bloß inne große Stadt!
Ich kann de Leute hier so schwer verstehn,
ich tu nich viel und bin doch immer matt –
das kommt vom immer auffe Steine jehn.
Was war das morjens schön bei uns im Stall,
das klapperte so hübsch auf de Pantienen,
und meine Tierchens kannten mich doch all,
der alte Hans, der tat so freundlich grienen.
Was hadd mir bloß de Frieda alles vorjeklöhnt!
Was tat die alles vonner Stadt erzählen!
Da werden alle Mädchen so verwöhnt
und brauchten sich nich halb mal so zu quälen.
Nu bin ich hier und will das alles nich,
brauch nich mal heizen und kann soviel sitzen,
de Heizung hier, die wärmt von selber sich
und es wird gräßlich heiß, man muß so schwitzen.
Und nich mal richtje Blumen sind im Haus,
bloß sone ohle grüne Stacheldinger,
sehn grad so wie e Igel aus,
riecht nich mal und spickt einem inne Finger.
Uns kleiner Hund, das is mein einzger Freund,
der kann mich ja wohl gar zu jerne leiden,
der fühlt das mit, wenn man e bißche weint-
und wir verstehen uns, wir beiden.
Ach, jeht bloß weg mit eure dumme Stadt,
ich kann de vielen Menschen gar nich sehn.
Wenn’s Frühjahr kommt, denn hab ich se ganz satt,
denn muß ich wieder auffe Felder stehn!
Aus: „Lustige Schabberei“ -Ostpreußische Mundartdichungen-;
zusammengestellt und herausgegeben von Marion Lindt,
Sturmvogel-Verlag, Lichtenfels A. M. , 1949