De Schichterne von Gustav A. Goerke
Ich bin e Mädchen vonne gute, alte schichtre Sort,
und kann mir in das Neimodsche rein gar nich finden.
Zwei Jahr bin ich von meine Elterchens all fort,
huck inne Großstadt drin, mang ihre viele Sinden.
Wird abends, wag ich mir rein nie nich auffe Straß,
weil doch an jede Eck e Kerdel jieprich auf mir lauert.
Neugierig bin ich eigentlich auch auf das,
denk ich bloß dran, mir gleich im Rücken schaudert.
Wie möj es sein. wenn er mir innig unterkrickt
und denn im Ohr so ganz verrücktes Zeug mir schabbert,
wenn er dann später mich fest an sich drickt
und auffe Bank im Diestern Sießes mit mir knabbert.
Nei, nei. Ich wer man nich an all das denken!
Denn wird mir schwindlig, jrien und jelb vor Augen.
Wie könnt ich auch mein trautstes Muttche kränken!
Broslatens Lies’che wird zu so was nie nich taugen.
Doch glaub ich, jedes Mädchen kriegt’s mitte Jefiehle,
wenn’s um sich rum bloß butschen und bloß knutschen sieht.
Ob’s heißer Sommer is und ob es herbstlich kiehle,
im Herzen tief zum Mann es ebend jede einz’ge zieht
Drum hoff ich, wenn im warmen Bett ich abends lieg,
käm doch e Mann zu mir mit wirklich ehrlichem Jemiet.
Er würd erkämpfen bei mir seinen allerscheensten Sieg,
nur aber, wenn dahinter auch der goldne Ehstand blieht.
Ich bin nun mal noch vonne gute, alte, schichtre Sort,
wo mit de Liebe nich tut bloßig Fangball spielen.
Führt einer aber mir zum Standesamt erst fort,
denn soll er auch bei mir mal richtig Liebe fühlen.
Aus“ „Schabber-Schabber“ -Hanne Schneidereit plachandert;
zusammengestellt von Marion Lindt